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Neubeginn
Neubeginn
Mai 1945: Der Krieg war aus. Die Leistungsjahrgänge (zwischen 18 u. 28 Jährige) zählen entweder zu den Toten des Krieges oder sie litten an schweren Wunden oder schmachteten in den Gefangenenlagern. Die Überlebenden bedrückte die Sorge um die primitivsten Existenzgrundlagen, wie Nahrung, Kleidung, Unterkunft.
Es ist erstaunlich, dass sich bereits wenige Monate nach der totalen Katastrophe die Menschen wieder aufrafften und den Sport wieder zu neuem Leben erwecken wollten. Nicht weniger als 100 Menschen kamen am 22. Januar 1946 mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung im Cafe „Arkadia" zusammen zu einer Gründungsversammlung unter der Führung von Hans Götz, Willi Ziegler, Jakob Fischer und Guido Bernhard. Hierbei wurde der alte Name „Turnverein „ umgeändert in „Turn- und Sportverein 1880 Schwandorf". Eine unkomplizierte Satzung von knapp 2 Maschinenseiten wurde in ordentlicher Versammlung am 13. März 1946 einstimmig angenommen.
Im Laufe der Jahre festigte sich das Leben allmählich. Die Vereinsgründung musste den Behördenweg durchlaufen. Am 13. 10.1947 erteilte das Landratsamt Burglengenfeld die „Vereinsgenehmigung". Als historische Rückerinnerung an jene Zeit sei Punkt 4 der Urkunde angeführt:
„Funktionen niederen Grades (Ballwart, Gerätewart x.x.) dürfen ehemaligen Mitgliedern der NSDAP bis zum Mitläufer nur mit Genehmigung der Militärregierung übertragen werden."
Nachzureichen waren: ein Auszug aus dem Gründungsprotokoll, die Satzung, die Chronik bis zum Ende der Vereinstätigkeit, sowie die Vermögenserklärung; alles dreimal deutsch und dreimal englisch.
Inzwischen begann auf dem Hubmannwöhrl zaghaft der Spielbetrieb für die Hand-und Fußballer unter heute unvorstellbaren Verhältnissen. Behelfsmäßig war das Schuhwerk, die Dresse waren selbstgefärbte Ami-Unterhemden (weinrot); Bälle, Geräte, kurzum alles waren Produkte einfallsreicher Improvisationen. Den Sportplatz teilte man sich vorübergehend mit einem neu-lizensierten Club unter dem Namen „Red-Star Schwandorf" und einer Mannschaft der israelitischen Gemeinde, die sich „Hakoach Schwandorf" nannte.
Da die Turnhalle durch ein Kino und einen Barbetrieb belegt war, mussten die Spielersitzungen im Cafe Rohrmoser (später Käpt'n Cook) abgehalten werden; im Pfälzerhofsaal lief ein dürftiger Turnbetrieb an. Erst per 1. September 1949 konnte der TSV gegen den Widerstand des Pächters Kosminski die Turnhalle wieder in Besitz nehmen.
Die Verhältnisse stabilisierten sich dann rascher als erwartet. Die Abteilungen formierten sich wieder:
Schorsch Wiesinger baute die Turnabteilung auf; Karl Standecker und Hans Weiß kümmerten sich um die Handballer; auf breite Jugendarbeit stellte sich die Leichtathletikabteilung ein; unter ihrem Mäzen Kurt Sebald boten die Fußballer dem Lokalrivalen Paroli; Franz Götz und Hans Oswald sammelten die Fechter um sich.
1955 wurde eine Kegelbahn angebaut, eine Kegelabteilung entstand. Eine Initiative von Georg Wiesinger wurde 1958 belohnt: Die Turnhalle erhielt über dem Schnürboden der Bühne eine Jugendherberge (aufgelöst 1979).
Zu Beginn der 60er Jahre ist der Neubau der Turnhallen-Gaststätte vermerkt. 1964 konnte der Sportplatz nach Süden erweitert werden. Im gleichen Jahr entstand die Judoabteilung unter dem rührigen Siegfried Kupillas. Die seit 1948 bestehende Tischtennisabteilung, die lange Zeit dahindämmerte, wurde 1969 wiederbelebt.
1971 wurde die Kegelbahn modernisiert, sie genügte damit den Turnieransprü-chen der damaligen Zeit. Im Sommer 1973 begann der TSV mit der Errichtung des sogenannten „Kabinenbaus" mit Umkleidemöglichkeiten für Mannschaften und Schiedsrichter sowie entsprechenden Hygie'neräume. Im ersten Stock entstand ein größerer Raum für den Betrieb der Tischtennis- und Fechtabteilungen. Nach einer anerkennenswerten Gemeinschaftsleistung der Mitglieder aller Abteilungen erfolgte am 10. Januar 1975 die offizielle Einweihung.
Bei den Hauptversammlungen am 21. Oktober 1975 und 26. November 1976 sprach der Vorsitzende Michael Kaplitz davon dass „Überlegungen der Stadtplaner - Stadtpark auf dem TSV-Gelände - im Räume" stünden. Während er bei der Generalversammlung vom 31. März 1978 noch meinte, „dass vorerst nichts Definitives seitens der Stadt geplant sei", gab Karl Braun, der auf dieser Versammlung zum Vorsitzenden gewählt wurde, am 22. November 1978 bekannt, „dass von der Altstadtsanierung auch das TSV-Anwesen betroffen sei".
In der Suche nach einer neuen Heimat oder dem Beharren auf dem bisherigen Platz prallten alsbald die gegensätzlichen Meinungen aufeinander:
Die „Traditionalisten" gaben zu bedenken, dass die Millionenbeträge, von denen geredet werde, auch in einen Neubau und die Neugestaltung der Platzanlagen investiert werden könnten. Außerdem würde man die zentrale Lage dieses Geländes aufgeben.
Die „Neusiedler" verwiesen auf den Umstand, dass nur bei einer Aufgabe des Hubmannwöhrls die Stadt eine Ablösesumme bezahle. Es ergebe sich außerdem die Frage, ob ein Neubau der erforderlichen Anlagen am bisherigen Platz wesentlich billiger käme. Zudem benötigten zeitgemäße Sportanlagen mehr Fläche, als das Hubmannwöhrl zu bieten habe.
Karl Braun warf wegen der unüberbrückbar erscheinenden Gegensätze am 3. Mai 1979 das Handtuch und trat als 1. Vorsitzender zurück. Vorübergehend übernahm der 2. Vorsitzende Helmut Zimmermann geschäftsführend den Vorsitz. Am 12. Oktober 1979 wählte ihn die Generalversammlung zum 1. Vorsitzenden
Schwandorf "Turnerstadt und Feststadt ersten Ranges"
Nach der organisatorischen Erfassung des Turnbezirkes Oberpfalz erhielt der TV Schwandorf für 1904 den Zuschlag für die Ausrichtung des 2. Bezirksturnfestes auf dem Hubmannwöhrl vom 23. - 25. Juli 1904. Der Chronist Schmidt berichtet:
„...es herrschte in unserem lieben Schwandorf eine Begeisterung und eine Festesfreude, wie wir es nicht mehr erlebt haben. Ein solches Turnfest wurde in der Oberpfalz noch nicht gefeiert."
Das 5. Bezirksturnfest wurde im Jahre 1914 wiederum in Schwandort abgehalten.
Das Fest begann vielversprechend. Die großartige Stimmung des ersten Tages schlug unter dem Eindruck der Nachricht von den Schüssen in Sarajewo in ahnungsvolle, bekümmerte Niedergeschlagenheit um. Der Vollständigkeit halber ist festzuhalten, dass „zum ersten Male Frauenabteilungen auf einem Fest in unserer Oberpfalz mitturnten." Vom Bezirksvorsitzenden wurde Schwandorf als „die turnfreundlichste Stadt des Bezirkes" bezeichnet.
Das 8. Oberpfälzer Bezirksturnfest am 18. und. 19. August 1928 in Schwandort brachte den Höhepunkt der turnerischen Veranstaltungen. „Über tausend Turner und Turnerinnen und viele tausend Gäste aus nah und fern weilten an diesen schönen Festtagen in Schwandorfs Mauern. 700 Turner und Turnerinnen traten zu den vielseitigen Wettkämpfen an. Wiederum hat Schwandorf bewiesen, dass es den Namen Turnerstadt und Feststadt ersten Ranges in unserer Oberpfalz voll und ganz verdient."
Am gesellschaftlichen Leben der Stadt beteiligen sich die Turner durch Aufführungen des Schäfflertanzes,
durch originelle Festwagen bei den Faschingszügen, durch traditionelle Silvesterbälle. Und die Turnerbälle waren die gesellschaftlichen Höhepunkte der Faschingstage. Zur Verbesserung der Platzverhältnisse wurde 1936 der kleine Saal an das Ende des großen Saales verlegt.
Turnvater Schmidt schließt seine Aufzeichnungen mit dem Hinweis, dass ihm „deutsches Turnen eine Lebensaufgabe war, und die Jugend, sein Vaterland und seine engere Heimat, sein liebes Schwandorf, an das Herz gewachsen sind."Die ersten Sportstätten
Das 1685 gegründete und 1802 (Säkularisation) aufgelöste Kapuzinerkloster war um die Gründungsjahre an H. Meiringer verpachtet. Er bot dem jungen Verein ein großes Stück Garten an. Der Klostergarten umfasste damals noch ein Gebiet, das heute von der Bahnhof-, Augustin- und Schützenstraße umfasst wird. Gegen Oktober wurde dann das Turnen unter „den schönen, schattigen Bäumen" reichlich ungemütlich, man musste unter Dach kommen.
Nach dem Elan der ersten Gründungszeit hätte ein Ausfall des Turnbetriebes von Oktober 1880 bis etwa Mai 1881 vermutlich den Verein dasselbe Schicksal erfahren lassen wie der 1868 gestartete Versuch. Der Brauereibesitzer Windl überließ den - für damalige Verhältnisse - geräumigen Saal unentgeltlich den jungen Leuten. Turnvater Schmidt hat dieses Entgegenkommen gewürdigt: „Über das Grab hinaus sei dem Mann noch Anerkennung und Dank gezollt", schreibt er.
Der „Windl-Bräu" war möglicherweise der Retter des jungen Vereins, ganz gewiss war er sein erster, bedeutender Wohltäter.. Als Wohltäter Nr. 2 erwähnt Schmidt 1881 den damaligen Stadtpfarrer Joseph Kederer, ein gebürtiger Schwandorfer, der hierorts anscheinend toleranter den Zeitläufen gegenüberstand als manche seiner jüngeren Amtsbrüder. „Er spendete uns manches Fässchen Bier in der Kaminkehrer Hermannschen Wirtschaft und freute sich, wenn wir unsere Turnlieder schmetterten." 1886 erscheint Kederer nochmals als Sponsor, als die Turner im Pfarrhof den Schäfflertanz aufführten. „Er hatte seine Freude und langte tief in den Säckel."
Im Pfälzer-Hof-Saal wurde nun fleißig während des ganzen Jahres geturnt. Der Wunsch während der Sommermonate im Freien Sport treiben zu können, wurde immer nachdrücklicher laut.
Der Besitzer des Gasthauses zur Rutschn stellte ein 50 m langes und 35 m breites Grundstück den Turnern zur Verfügung. Auf dem ersten Sportplatz Schwandorfs steht heute das frühere Bahnbetriebsamt. Hans Schmidt und Josef Urban hatten den Ausbau besorgt. Das Holz für die Umzäunung, einen Steig- und Schwebebalken und ein Turngerüst lieferte H. Lautenschlager aus Siegenthan. Schon anfangs Juni 1885 wurde ein kleines Vereinssportfest gefeiert.
1891 gelang es Hans Schmidt, nach Schwandort versetzt zu werden. „Unter welchen Verhältnissen der Schmidt Hans seinen Turnverein wieder sehen musste, darüber möchte er lieber nicht berichten." Der 1886 angelegte Turnplatz war längst nicht mehr vorhanden. Schmidt sammelte alles, was noch Interesse an Turnen und Sport besaß, und begann von Neuem
Der Besitzer der „Post" baute einen Saal aus und stellte ihn den Turnern zur Verfügung. Vereinslokal wurde die „Postwirtschaft". Der Postsaal erwies sich allerdings als wenig geeignet, so dass man 1892 erneut das „Hotel" wechselte.
Der Besitzer der Klosterbrauerei Theodor Fischer entschloss sich, das Brauhaus in einen Saal umzubauen, der zum Frühjahr 1893 fertig war. Mit dem Pächter Kutten-lochner wurde ein Vertrag geschlossen.
1898 brachten Hans Schmidt und Josef Urban den Antrag ein, eine Turnhalle zu bauen. An den Stadtrat wurde ein Gesuch gerichtet, einen geeigneten Bauplatz zu überlassen. Auf einem Konto bei der Sparkasse lag zu diesem Zeitpunkt ein Guthaben von 360 Mark.
1899 erhielt man von der Stadt den Bescheid, dass links der Wackersdorfer Straße ein Platz zugewiesen sei. ( Es handelt sich um das Flurstück entlang der Haltebucht gegenüber der Fichtlanlage, wo die sogenannten „Stadthäuser" stehen). Da keine Entwicklungsmöglichkeiten für den weiteren Ausbau von Sportanlagen gegeben waren, lehnten die Turner ab und baten um die Grundfläche des jetzigen Dominikanerinnenklosters (erbaut erst 1915/16). Bürgermeister Eisenhart, der schon seit 1868 der Turnbewegung sehr nahe stand, verhandelte nun mit dem Ökonomierat Josef Hubmann wegen eines Platzes auf dem Hubmannwöhrl. Die Verhandlungen wurden im Frühjahr 1899 erfolgreich abgeschlossen.
Am 1. Januar 1900 wurde die Halle feierlich dem zweckdienlichen Betrieb übergeben. Die Halle mit Einrichtung für Turnen und Wirtschaft kostete 17600 Mark. Die Stadt bezuschusste mit 1500 Mark. Die „Wanderer" spendeten 100 Mark, ebenso die Brauerei Hubmann. Die Deutsche Turnerschaft steuerte 400 Mark bei. Baumeister Urban schenkte dem Verein die fälligen Zinsen bis Dezember 1904. Als der Prinzregent Luitpold 1908 seinen 87. Geburtstag feierte, erließ der Erbauer dem Verein alle Restschulden, immer noch eine ansehnliche Summe. Die Turner zogen den großzügigen Wohltäter in einer Kutsche nach Hause.
Die Insellage hatte viele Vorteile. Verheerend wirkte sich jedoch das Hochwasser vom 5. Februar 1909 aus. Der Fußboden der Halle musste erneuert werden, die Außenanlagen waren arg mitgenommen.
Am 2. Mai 1921 stellte der Ökonomierat Hubmann dem Verein das ganze Hubmannwöhrl zur Verfügung, so dass ein Turn- und Spielplatz hergerichtet werden konnte. Zwar musste der Turnrat in einer geharnischten Anzeige in der Tageszeitung „konstatieren, dass die Arbeitsfreudigkeit unserer jungen Leute bedeutend zu wünschen übrig lässt." Aber dank des großzügigen „Protektorats" von Fabrikbesitzer Christian Eisenhart und der Hilfe des Kunstmühlbesitzers Stettner konnte am Ende doch in einer schönen Gemeinschaftsleistung ein mustergültiger Platz hergestellt werden. Die Stadt Schwandorf leistete übrigens für dieses Projekt einen Zuschuss von 4000 Mark.
1923 hat die Vereinsleitung dann noch „ihren in ganz Bayern gefürchteten Leichtathleten" eine Aschenbahn errichtet.