Wohl im Zuge der allgemeinen Gleichschaltung fanden im Juli und September 933 Besprechungen zwischen den Funktionsträgern der Turnerschaft und den Führern der aktiven NS-Verbände SA und SS statt. Es gab zunächst einen Austausch der bisherigen Bezeichnungen für Gaue und Kreise, man sprach von „Führerprinzip" im Turnwesen, auch von „Arisierung" . „Turnen wird zur Wehrertüchti-(ung" schreibt ein späterer Chronist.

Wie war es nun wirklich?

Fragte Josef Salzl und antwortete: „Das Führerprinzip wurde nie praktiziert. Die  Mitglieder wählten nach wie vor ihre Vorstandschaft.

Zumindest dem Sprachgebrauch nach haben sich die Maßgeblichen an den NS-Sprachgebrauch gehalten; Beleg dafür kann die Generalversammlung vom 4.7.1936 sein, in der der kommissarische Vereinführer als Antragsteller für eine Rückbenennung fordert: „Unser Turnverein soll aber... der Niederschlag der ganzen Volksgemeinschaft sein, d.h. es soll und kann jeder Volksgenosse Mitglied dieses Vereins werden." „Anschließend wurde der 1. Vereinsführer gewählt. Auf den neuen Vereinsführer brachte die Versammlung ein freudig aufgenommenes Siegheil und Gutheil aus. Hierauf nahm der Vereinsführer die Besetzung einiger wichtiger Ämter im Turnrat vor", z.B. Oberturnwart. Schriftwart u.a „Mit einem Siegheil auf den Führer des Volkes nahm die einmütig verlaufene Generalversammlung ihren Abschluß". Im März 1937 musste erneut ein 1. Vereinsführer gewählt werden, der seinerseits einen Stellvertreter bestimmte. Am Ende allerdings singen die Versammelten das Turnerlied „Turner auf zum Streite ...". Bei der Jahresversammlung im April 1938 bilden dann wieder das Deutschland- und Horst-Wessel-Lied den Abschluss. Es ist wohl so, dass nach dem Rücktritt des 1. Vorsitzenden VogI und dem kurzen Zwischenspiel des Oberamtsrichters Klarmann gemäßigte Männer, an ihrer Spitze Friedrich Kuttner, den Verein führten, sich zwar gegenüber den Ansprüchen der NSDAP zu behaupten wussten, aber doch in einem gewissen Umfang mit den Wölfen heulen mussten.

In der sportlichen Betätigung auf Vereinsbasis gab es keine grundlegende Veränderung:

Denn bereits 1902 liest man Sätze wie:„Einen besonders günstigen Eindruck machte das militärische, stramme Antreten zu den Übungen", oder wenn als „edler Zweck desTurnens" 1903 formuliert wird: "Eine von Vaterlandsliebe begeisterte, körperlich kräftige, gesunde Jugend heranzuziehen, die den Anforderungen und Stürmen unserer bewegten Zeit gewachsen ist."

Hierfür ein Beispiel, das man nicht missverstehen soll: Bei der Musterung des Jahrganges 1921 wurde festgestellt, dass die körperliche Verfassung der jungen Leute aus Schwandorf im Wehrbereichskommando Nürnberg mit Abstand die beste Bewertung verdiente. Die Dienststelle verfasste ein Schreiben des Dankes und höchster Anerkennung nicht an den TV sondern - an den Bürgermeister und Kreisleiter von Schwandorf.

Wehrsport war Sache der NS-Formationen. Dort gab es Geländespiele, Hindemisstaffeln in voller Uniform, Handgranatenweit- und zielwurf usw. Das Gausportfest im Juni 1937 unterschied sich kaum von den Sportfesten früherer Zeiten. Vereinssport mit Wehrertüchtigung gleichzusetzen ist sicherlich falsch. Für Schwandorf traf dies gewiss nicht zu.

Eine verheerende Zäsur brachte der Krieg. Mit zunehmender Dauer erstarb allmählich das sportliche Leben. Zwar versuchte man 1939 den Sport- und Spielbetrieb noch aufrecht zu erhalten. Aber die Einberufung der aktiven Jahrgänge, die Verpflichtung der Jugendlichen von 14 bis 18 Jahren zur vormilitärischen Ausbildung in der HJ, auch die erheblichen Schwierigkeiten im Transport- und Verkehrswesen brachten schließlich alles Bemühen zum Scheitern. Den schwierigen Verhältnissen entsprechend, schlossen sich im Januar 1942 TV und FC zusammen zu einer Übungsgemeinschaft. Die Turnhalle des TV war durch die Wehrmacht beschlagnahmt. Ab Juni 1943 wurde in der Turnhalle der Knabenschule der Turnbetrieb für die Frauen und später für die „alten Herren" aufgenommen. Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches im Frühjahr 1945 erlosch auch das sportliche Leben in der Stadt.